Stille schafft Klarheit

So wie der Schnee im Winter unsere Welt einhüllt, so wünsche ich allen meinen Lesern, umhüllt zu sein von Frieden und Zuversicht in dieser so „besonderen“ Zeit. Denn, was wir gerade auch erleben mögen, was geschieht und beschlossen wird, bis jetzt haben sich die Jahreszeiten nicht davon abhalten lassen ihr Programm weiter zu fahren.

Dabei ist bald ein Jahreskreis rum und wir sind mit einer unsicheren, unbestimmten Zukunft konfrontiert. Viele spüren Leid, Ärger, Ängste, inneren und äußeren Widerstand. Auch, weil Altes genau jetzt hochkommt und uns in die Zange nimmt. Meist sind es Erinnerungen an Zeiten, die uns nicht gefallen haben, in denen wir ausgeliefert waren und tun mussten, was uns gesagt wurde um nicht ausgeschlossen und vor die Tür gesetzt zu werden. Da ist das Gefühl der beklemmenden Stille einerseits und ein Wirbelwind der Gefühle andererseits. Diese Zeit konfrontiert uns mit uns selbst. Halten wir das aus? Wie können wir das aushalten?

Anleitung für einen „Tag der Ruhe“

In meinen Coachings gebe ich meinen Klienten gerne diese Aufgabe mit, sie hilft sehr dabei, sich zu sammeln, zu fokussieren und Klarheit zu bekommen.
Und die geht so:

  • Wählen Sie einen „Tag der Ruhe“ und bleiben Sie in einem Zimmer. Setzen Sie sich auf einen Stuhl und schauen Sie sich einfach ausgiebig um, solange, bis gefühlt die Zeit stehen bleibt. Tun Sie nicht mehr. Legen Sie sich nicht aufs Bett oder die Couch, gehen Sie nicht ins Internet, lesen Sie nichts, reden Sie mit niemandem, legen Sie das Handy zur Seite. Ihr Essen bereiten Sie sich schon im Voraus her, Sie müssen es dann nur noch holen.
  • Verbringen Sie diese Zeit ganz mit sich allein. Sie werden feststellen, wie unglaublich lang ein einzelner Tag sein kann.
  • Stellen sie sich am Beginn Ihres „Tags der Ruhe“ vor den Stuhl, nehmen Sie sich eine Stoppuhr und bleiben Sie so lange stehen, bis Sie meinen, dass eine Minute vorbei ist. Schauen Sie auf die Uhr und notieren Sie sich Ihre innere Zeit, vielleicht haben Sie nach 30 Sekunden auf die Stoppuhr geschaut oder nach 38 Sekunden. Diese Übung wiederholen Sie um 19 Uhr noch einmal und Sie werden staunen.
  • An diesem Tag geht es nur ums Sitzen, ums Schauen, Spüren. Beobachten Sie Ihre Gedanken, wie sie kommen und gehen, wie lange sie bei Ihnen verweilen und was Sie mit ihnen machen. Spüren Sie Ihren Körper, auch die Leere und Schattenthemen, ja auch die werden sich melden. Lassen Sie Wichtigkeiten ihren Raum und machen Sie gar nichts, außer regelmäßig zu lüften.
  • Sie werden sich nach diesem „Tag der Ruhe“ aufgeräumter fühlen und klarer sehen. Dafür müssen Sie nicht in die Abgeschiedenheit oder einen anderen Ort fahren, ein Kloster beispielsweise. Im Gegenteil, bei dieser Übung bleiben Sie mitten in Ihrem Leben, Ihrer Umgebung – nur eben völlig alleine mit sich selbst. Sie beschert Ihnen eine innere Freiheit, die Ihnen niemand nehmen kann, egal, was gerade und noch immer da draußen geschieht: Sie entscheiden.

Neue Leichtigkeit und frische Ideen

Sich innerlich frei zu fühlen, schafft eine neue Unbeschwertheit und Leichtigkeit. Vielleicht sogar für einen neuen Beruf, eine andere Einstellung, eine frische Haltung in einer Zeit, wo alles auseinanderzubrechen scheint. In der sich Altbewährtes eben nicht mehr bewährt und Berechenbarkeit fehlt. Gerade dann liegt es an uns selbst, aufzuheben was brauchbar ist und etwas Neues zu bauen, von dem wir bis dato lediglich eine Ahnung in uns trugen. Dieses Neue können wir aber erst spüren und sehen, wenn wir zuvor still geworden sind. Und ja, es hat etwas mit Glauben zu tun. Mit dem Glauben und dem tiefen Wissen daran, dass es gut weitergehen wird, so wie im Jahres- und Naturkreis: auf Ebbe folgt Flut und aufs Säen das Ernten, auf Altes Neues.

Ich wünsche Ihnen und uns allen eine gesegnete und erkenntnisreiche, eine klarsehende und stärkende Vorweihnachtszeit.
Ihre Juliane Müller