Sie waren beste Freunde, schon seit der Volksschule, und wahre Technikfreaks. Bis in die Morgenstunden tüftelten sie an Projekten, absolvierten nebenbei ihr Studium plus diverse Spezialausbildungen und gründeten schnell ihr eigenes Unternehmen.
Sie verstanden sich, auch ohne viele Worte. Sie verband die Leidenschaft für ihren Job, ihre gemeinsame Vision und ihre Ideen. Sie waren erfolgreich. Rasch wurde expandiert. Die steigenden Gewinne bestätigten Ihr Geschick, mit Situationen, Zahlen, Gegebenheiten und Menschen richtig umzugehen. Über Organisationsentwicklung zerbrach sich keiner der Beiden den Kopf, weil alles einfach lief. Jeder von ihnen lebte beschwingt und in Freude. Sie hatten keine Sorgen.
Dann kam der Tag, an dem sie die Arbeit nicht mehr zu zweit leisten konnten. Sie stellten Mitarbeiter ein, viele aus dem Freundeskreis. Es waren lockere Einstellungsgespräche. Und genau so locker ging es im Betrieb zu.
Doch die Räder drehten sich immer schneller und schneller. Es gab immer mehr Aufträge, Projekte mussten nebeneinander laufen, Anfragen zeitgleich bearbeitet werden. Es war keine Zeit für fundierte Einschulungen, keine Zeit zum sinnvollen Delegieren, keine Zeit zum Überprüfen, keine Zeit zum Besprechen. Es wurden weder Erwartungen klar formuliert, noch Anforderungsprofile, es gab keine Arbeitsplatzbeschreibungen. Es war keine Zeit für nichts und doch verging die Zeit. Mittlerweile waren 64 fleißige Mitarbeiter beschäftigt. Der Betrieb lief, irgendwie.
Die beiden Chefs ahnten, dass ihrem Unternehmen etwas Entscheidendes fehlt. Sie wussten aber nicht was. Sie hatten immer nur im Unternehmen, aber nicht für das Unternehmen gearbeitet. Und sie hatten keine Ahnung von Mitarbeiterführung. Ich wurde gerufen als die Situation zum Eskalieren drohte. Ich setzte mich mit den beiden jungen Männern an den Tisch. Wir analysierten bis in die Nacht hinein und ließen nicht locker, bis ein praxistaugliches Konzept, ein Aktionsplan und festgelegte Zeiten für Orientierungsgespräche festgelegt waren.
In den darauffolgenden Wochen begannen wir:
Bald schon atmeten alle auf. Aber es galt dranzubleiben. In regelmäßigen Abständen haben wir gemeinsam weitergearbeitet. Die Abstände haben sich nach und nach verlängert. Mittlerweile bin ich nur noch ein Mal im Monat im Unternehmen.