Nach den Ferien fängt das Prüfungs-Karussell schnelle wieder an Fahrt aufzunehmen. Kein Problem für diejenigen, die sich von Anfang an optimal organisieren können, die bei der Sache bleiben, sich Notenpuffer schnell schaffen können und Inhalte des Schulunterrichtes zeitnah verfestigen. Sie können entspannt in die kommenden Monate blicken.
Alle anderen geraten ins Strudeln. Bei ihnen läuft meist nicht wie gewünscht, sie verlieren schnell den Anschluss. Prüfungen gehen daneben. Schlechtes Gewissen macht sich breit. Das Selbstvertrauen ist am Boden. Zu allem Überfluss kommen auch noch Vorwürfe von den Eltern. Die Leine wird kürzer gehalten, Verbote ausgesprochen. Bei allen Beteiligten liegt das Nervenkostüm blank.
Eine Mutter schrieb mir vor einiger Zeit einen zutiefst besorgten Brief mit diesem Wortlaut: „Liebe Frau Müller, wir schreiben am nächsten Mittwoch Mathe, wir können nicht mehr, uns wird das alles viel zu viel. Wie sehen Sie die Situation? Kann mein Sohn es noch schaffen? Ich weiß nicht, ob er überhaupt richtig lernt? So geht es jedenfalls nicht weiter. Ich versuche ihm zu helfen wo ich kann, organisiere Nachhilfe, frage ihn ab und am Ende bin ich es, die vor lauter Sorge nicht mehr schlafen kann.“
Zuviel Kontrolle schadet
In diesen Zeilen wird deutlich, in welchem Dilemma Eltern stecken. Da ist einerseits der verständliche Wunsch, das Kind in die Eigenverantwortung zu schicken. Anderseits herrscht Riesenangst, dass das nicht klappt. Und alles noch viel schlimmer wird. Die Mutter schreibt in der „wir“-Form, so sehr steigert sie sich selbst in die Situation.
Ich stelle in meinen Coachings oft fest, dass Söhne und Töchter tatsächlich lieber selbständig lernen möchten, dass zu viel Kontrolle sie eher lähmt, statt zu helfen.
Ich empfehle daher folgendes:
*Der Schüler/die Schülerin wählt ein exemplarisches Fach aus und schreibt auf, was die Eltern ihm/ihr hier bisher abgenommen haben beispielsweise Übungen kontrollieren, Vokabeln lernen, Stoff einteilen, Zeit einteilen usw. *Dann kringelt der Schüler/die Schülerin mit einem grünen Stift alles ein, was er/sie davon eigentlich auch selbst erledigen könnte. Mit einem roten Stift werden die Dinge markiert, bei denen weiterhin die Unterstützung der Eltern sinnvoll ist. *Nach diesem Muster wird für jedes Schulfach vorgegangen. Alle Beteiligten werden staunen, wie sich allein dadurch die Lage schon deutlich entspannt. Natürlich lässt sich die Eigenverantwortung des Schülers/ der Schülerin nach den ersten Erfolgen schrittweise erweitern.
Und was "richtig lernen" angeht, ist es noch nicht zu spät, auch wenn der erste Schuljahresabschnitt schon fortgeschritten ist. Gerne helfe ich Schülern und Schülerinnen bei der richtigen Lerntechnik. Wer seinen Wissens-Werkzeugkoffer einmal optimal gepackt hat, muss nie mehr Angst vor Prüfungen haben - und kann alle Ferien von Anfang bis Ende genießen.
Herzliche Grüße, Ihre Juliane Müller.