Sportcoach statt Sportstar

Sportcoach statt Sportstar

Ich wollte als Kind Karriere machen: Ich wollte Schwimmerin werden. Aus dem Schwimmbadbecken des Dorfes, in dem ich aufwuchs, wollte ich es bin zu Olympiagold bringen. Ich, ganz oben auf dem Treppchen mit der Medaille um meinen Hals. Für dieses große Ziel vor Augen war ich jeden Tag im Wasser. Ich wollte es schaffen – und musste mit 16 Jahren aufhören. Nicht weil ich nicht gut genug war. Ich war sogar so gut, dass ich jedes Wochenende entweder im Trainingslager oder bei einem Wettkampf am Start war. Bis mich meine Eltern auf die Seite nahmen und sagten: „Juliane, das mit deiner Schwimmerei ist alles recht und schön, nur so geht das nicht weiter. Du kannst nicht immer nur unterwegs sein, wir brauchen dich daheim. Wir müssen zusammenhelfen, in der Großfamilie und im Betrieb.“ Von diesem Tag an musste ich zusehen, wie der bunte Vereinsbus ohne mich losfuhr. Ich habe das nie so richtig verkraftet, bis zu dem Tag, an dem ich Sportchoach wurde. Ich hatte das nicht geplant, das Leben hat mich hingeführt. Wie es das Leben oft so macht.

Seit über 20 Jahren begleite ich nun junge Sportler beim Übergang von der Leidenschaft zur Profession. Bei Leistungseinbrüchen, Angst, Motivationstiefs, Blockaden. Quer durch alle Sportdisziplinen: Skifahren, Rennfahren, Segeln, Bogenschießen, Fechten. Manchmal scheint die Situation aussichtslos: Wenn ein junges Riesenslalomtalent aus dem Kader fliegt, weil es sich den kleinen Finger an einer Stange gebrochen hat. Oder wenn eine 17-Jährige eigentlich gar nicht mehr will, mit Ihren Erfolgen aber für das Gehalt des Vaters sorgt, der ihr Trainer ist. Wenn sie sich nichts sagen traut und die Mutter weint und alle drei in einer verzwickten Pattstellung festhängen (mittlerweile ist die junge Frau übrigens glückliche, erfüllte Kindergärtnerin). Mentales Training und Mentaltraining sind hierbei wichtige Bausteine meines Sportcoachings.

Meine Arbeit im Sportcoaching ist zu einer Art Versöhnungsarbeit geworden und hat mich direkt in meine Berufung geführt. Im Nachhinein bin ich sogar glücklich und dankbar, dass ich diesem Druck damals - durch die Entscheidung meiner Eltern - entkommen bin und dadurch heute die Möglichkeit habe, mit Sportlern und oft auch mit ihren Familien, scheinbar unlösbare Knoten zu entwirren und Wege aufzuzeigen.

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